Vorwort
2024 war für das sogar theater ein Jahr der Bewegung, der Öffnung und der Transformation, um diesen in der Kulturförderung aktuellen Begriff aufzunehmen. Im sogar theater fanden zahlreiche Anlässe statt, die ein neues Publikum ansprechen: Personen, die selten oder nie an Kulturveranstaltungen gehen, weil die finanziellen, sprachlichen oder sonstigen Hürden zu hoch sind. Diese Hürden wollen wir am sogar theater mehr und mehr abbauen. Zusammen mit dem sogar Team und zahlreichen Partner:innen sind wir 2024 ein schönes Stück weitergekommen auf diesem Weg.
Unsere inklusiven Massnahmen auch 2024 weiterzuverfolgen, war eine bewusste Entscheidung der Theaterleitung. Denn die finanzielle Ausgangslage war nicht einfach: Das sogar theater hatte aufgrund der neuen Subventionsvereinbarung mit der Stadt Zürich weniger Gelder zur Verfügung als in den Jahren zuvor. Der entsprechende Rekurs wurde abgelehnt. Auf keinen Fall sollte die bereits geleistete Aufbauarbeit betreffend Inklusion und Teilhabe wegen knapperer Mittel gestrichen werden.
Genauso wichtig war es fürs sogar theater, weiterhin eigene Stücke zu produzieren. Denn nur bei Eigenproduktionen können unsere künstlerischen Ansprüche an Literarizität, Musikalität und Diversität erfüllt werden, die das Profil des sogar theaters ausmachen. Der künstlerische Höhepunkt des letzten Jahres war denn auch unsere Eigenproduktion «Fünf Uhr morgens» / «П'ята ранку» / الخامسة فجرا – ein Stück zwischen drei Sprachen von Lubna Abou Kheir und Ursina Greuel. Präsentiert wurde das Stück in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Theater Spektakel.
Der Fokus lag also bewusst auf unseren Eigenproduktionen und den Teilhabeprojekten. Dafür wurden zwei Gastspiele weniger eingeladen als in den Jahren zuvor. Das Publikum hat diesen Kurs mitgetragen; die Auslastung lag 2024 bei erfreulichen 90%. Damit sind u.a. auch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf höher ausgefallen als budgetiert. Der Jahresabschluss 2024 ist positiv; dank umsichtigem Wirtschaften und hartnäckigem Fundraising konnten wir sogar eine Summe zurückstellen, mit der wir die für 2025 geplanten zwei Eigenproduktionen finanzieren können.
Dass wir sowohl das treue Stammpublikum als auch neue Besucher:innen willkommen heissen durften, dass viele Vorstellungen ausverkauft und mehrere Zusatzvorstellungen stattfinden konnten, macht uns stolz! Dies alles ist nur möglich, weil das sogar Team engagiert, vertrauensvoll und auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Und weil der sogar Vorstand unsere Visionen und unsere Arbeit kritisch begleitet und wohlwollend unterstützt. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken!
Tamaris Mayer & Ursina Greuel, Theaterleitung
Esther Weibel, Präsidentin Verein sogar theater
PS: Ursina Greuel wurde im Oktober 2024 mit einem Schweizer Preis Darstellende Künste für ihre Regiearbeit ausgezeichnet. Diese Würdigung strahlt auch aufs sogar theater aus. «In Zeiten öffentlicher Empörungsbewirtschaftung macht Ursina Greuel kluge Angebote: Mit einem sicheren Gespür für Kollaborationen und mit Präzision lenkt sie unseren Fokus: Dahin, wo es weh tut, aber auch dorthin, wo das Glück um die Ecke wartet.» (aus der Jurybegründung)